Wohnraum ohne Neubau?

Impuls und Diskussion am 8. Mai 2024, 18 Uhr, im Walderlebniszentrum Grafrath

Das Einfamilienhaus ist nach wie vor die häufigste Wohnform in Deutschland. Historisch gesehen gilt es als ideale Wohnform für Familien mit Kindern. Doch was ist, wenn die Kinder groß werden und ausziehen? Nur sehr selten erfüllt sich die Hoffnung, dass aus dem Einfamilienhaus ein Mehrgenerationenhaus wird. Ein Umstand, der sich vielleicht ändern lässt?

Um der emotionalen Diskussion um das Einfamilienhaus (Lebenstraum vs. Flächenfraß, Selbstverwirklichung vs. Ressourcenverschwendung) ein bisschen den Wind aus den Segeln zu nehmen, zeigt der Wohnwendeökonom Dr. Daniel Fuhrhop das Potenzial des bereits vorhandenen Gebäudebestandes, für dessen Nutzung er verschiedene Lösungsansätzen entwickelt hat: vom Untermieter zum Umbau, von der Vermittlung leerstehender Wohnungen bis zu gemeinschaftlichen Wohnmodellen. Er nennt dies den „unsichtbaren Wohnraum“, den alle kennen. Das ungenutzte ehemalige Kinderzimmer, die bestehende Einliegerwohnung, aber auch die Neugier auf andere Wohnmodelle. Niemandem soll etwas weggenommen werden, im Gegenteil, die bestehenden nachbarschaftlichen Beziehungen und Bindungen sind Teil des Erfolgs. Günstiger Nebeneffekt: die dringend gebrauchte Erhöhung der Sanierungsquote könnte durch die Lösungsansätze querfinanziert werden.

Auch in Grafrath gibt es bereits Überlegungen zur Zukunftsfähigkeit. Die Arbeitsgruppe „RAUM GENUG“ hat sich im Rahmen der Agenda 21 in einem Pilotprojekt mit den Potenzialen der Aktivierung von ungenutztem Wohnraum beschäftigt und sucht nun die Vernetzung mit anderen Akteuren, um Strukturen für landkreisweite Beratungsangebote – von der baulichen Bandbreite der Möglichkeiten bis zu den notwendigen Förderkulissen – aufzubauen.

Darüber wollen wir – der TAO Treffpunkt Architektur Oberbayern und der Salon Nachhaltigkeit – nach einem Impuls von Dr. Daniel Fuhrhop mit Ihnen sowie den Initiatorinnen und Initiatoren des Modellprojekts RAUM GENUG in Grafrath sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Gesellschaft diskutieren.

Um Anmeldung unter wez-grafrath@aelf-ff.bayern.de oder 08144 – 507 wird gebeten.

Einladungsflyer

Chiembau 1. Tag des Wohnens

In einer Zeit, in der bezahlbarer Wohnraum zunehmend zur Herausforderung wird, boten der Landkreis Traunstein und seine Kooperationspartner (darunter der TAO) am 16.03.2024, 9:30 bis 16:00 Uhr, Bauinteressierten und Planern die Gelegenheit, sich umfassend zum Thema „gemeinschaftliches Wohnen, Lücken füllen und bezahlbares Bauen“ zu informieren.
Die Besucherinnen und Besucher erwartete ein vielfältiges Tagesprogramm mit spannenden Vorträgen, verschiedenen Informationständen und ein Austausch mit Expertinnen und Experten, Genehmigungsbehörden sowie Bauinteressierten.

Nähere Informationen und Anmeldung

Mehr zur neuen Fotoleiste …

Der Landschaftsarchitekt und TAO-Beirat Harry Dobrzanski, hat unsere aktuelle Fotoleiste gestaltet, um seine oberbayerische Heimat, den Landkreis Weilheim-Schongau, zu zeigen. Mehr zu seiner Person und seiner Motivation sich im TAO zu engagieren, finden Sie in der Rubrik „Wir über uns“.  Der untenstehende Text erläutert seinen fotografischen Fokus:

Flächen und natürliche Ressourcen sind begrenzt. Mich beschäftigt, wie wir ein gutes Leben leben, sozusagen „qualitativ erfolgreich“ sein können, ohne durch zu starkes materielles Wachstum zu viel vom Konto der Zukunft abzubuchen. Viele Lösungen liegen im schon Gebauten, im Bestand, in schon bebauter Fläche. Heute schon finden wir in Siedlungsgebieten eine größere Artenvielfalt als in landwirtschaftlichen Flächen. Es ist möglich und nötig, unsere Städte und Dörfer so zu entwickeln, umzubauen, in sich zu verbessern, dass dort ein Lebensraum, ein Positivraum auch für unsere Lebensgrundlagen entsteht.  Ein baulich wie gedanklich kreativer Umgang mit gewohnten Paradigmen und vermeintlichen Zwängen, und davon gibt es viele, kann uns nicht nur von mancher Last befreien, sondern auch neue Zukunftschancen eröffnen. So bleibt Freiraum. Gute Ortsplanung hat bisher die bayerische Landschaft zumindest meistens vor Zersiedlung bewahrt und nötige Entwicklungen eng an bestehende Orte gebunden. Dieses hohe Gut einer Landschaft als Freiraum, als Allgemeingut, ästhetisch wie ökologisch, ist gefährdet. Wir sollten sie weiterhin bewahren. Oder, wie ein dem Humor verpflichteter bayerischer Literaturpreisträger sagt: „Was man liebt, die Heimat, das asphaltiert man doch nicht ständig!“.  Es motiviert mich, im TAO mit Partnern und Kolleginnen diese Diskussionen zu führen und Aufmerksamkeit für unsere Anliegen zu wecken.

Penzberg im Januar 2024, Harry Dobrzanski